Boots-PC   -   Der kleine Schware an Bord




Vorausschickend möchte ich bemerken, daß ich in der PC-Entwicklung arbeite. Was lag also näher, als ein Bord-PC? Trotzdem hat mich erst ein sehr guter Freund auf diese Idee gebracht. Selbstverständlich habe ich dann gleich eine für diesen Anwendungszweck interessantesten Kisten meines Arbeitgebers ins Boot und auch ins Auto gepackt. Ins Auto eigentlich nur deswegen, weil der Zeitraum der Bootsnutzung in unseren Breiten ja sehr eingeschränkt ist, ich das Auto aber so gut wie jeden Tag benütze und so das System dauernd verbessern und testen konnte. Mittlerweile möchte ich den Car-PC auch auf keinen Fall mehr missen - aber das ist ein anderes Thema.
Der PC wurde im Boot und Auto so angeschlossen, daß er in fünf Minuten von Boot zum Auto und ungekehrt gewechselt werden kann.  Dann bleibt er auch nicht im Auto zurück, wenn dieses zwei Tage am Slip steht.

Hier der entsprechende PC:    ESPRIMO an Bord

Es handelt sich dabei um einen Fujitsu-Siemens ESPRIMO Q5010. Das ist ein kleiner Desktop-Rechner, welcher fast vollständig auf Notebook-Technik basiert. Also 2,5" Festplatte, Notebook-CPU/-Chipsatz und externe 19V DC-Spannungsversorgung. Mit Hilfe eines DC/DC-Konverters, wie er für Notebooks verfügbar, ist wird er an Bord aus der 12V-Spannung gespeist. Als Bildschirm kommt ein 8"-Touchscreen zum Einsatz. Für Fälle wo das Arbeiten mit dem Touchscreen zu mühseelig ist, steht eine wasserdichte Gummitastatur zur Verfügung (nachdem die nicht wasserdichte unsere Adriaüberquerung nicht überstanden hatte). Am PC selbst wurde nur zwei kleine Änderungen vorgenommen:  Zum einen wurde ein Kabel parallel zum Ein-/Ausschalter angelötet, um damit das Ausschalten "automatisieren" zu können. So wird im Auto beim Ausschalten der Zündung der Rechner automatisch in den Hibernate-Mode (S4) gefahren und dann völlig vom Bordnetz getrennt. Auf dem Boot ist hier nur ein externer Schalter angebracht, welcher das Ein- und Ausschalten ermöglicht ohne an dem hier nicht zugänglichen PC herankommen zu müssen.  Zum anderen wurde die 12V Spannung im Rechner angezapft und mit Hilfe eines Relais eine Selbsthaltung geschaffen, welche im Auto dafür sorgt, daß der PC beim Abschalten der Zündung nicht plötzlich stromlos da steht, sondern kontrolliert in den Ruhezustand (S4) gefahren wird.


Hier der PC am Einbauort auf dem Boot.  Der kleine Schwarze
Wo genau wird nicht verraten, ich möchte ihn noch länger haben ;-)

Als Software kommt das CarOS cPOS in einer von mir leicht abgewandelten Form zur Verwendung, in welches das Navigationsprogramm TTQV (Quo Vadis) eingebunden ist. Speziell auf dem Boot wird dieses System um eine von mir selbst programmierte Software ergänzt, welche mittels 1-wire Komponenten eine Motorüberwachung und Spritverbrauchsmessung ermöglicht. Näheres dazu auch hier.

Zugegebener Weise problematisch ist die Blendung auf dem Monitor. Von einem 200 Euro Touchscreen kann man nicht erwarten, dass er ein so brilliantes Bild zeigt wie ein Kartenplotter in der 1000 Euro Preisklasse zeigt. Durch die von mir aus ABS angefertigte Blende konnte ich die Sichtbarkeit jedoch deutlich verbessern. Was sich auch herausgestellt hat ist, dass helle Karten wesentlich besser erkennbar sind als dunkle. So haben die von mir angefertigten GPS-reverenzierten Satelitenbilder leider beim vollen Sonnenlicht versagt, die echten Seekarten waren hier wesentlich besser zu erkennen.

Touchscreen mit HutzeHier ist zu sehen, wo das Display angebracht ist.

Satelitenansicht Ansicht

Ausser zur Navigation und Motorüberwachung wird der PC an Board auch noch für Internet (über WLAN oder Handy) und als Multimedia-Zentrale eingesetzt. Damit die Kinder ungestört (eigentlich damit wir ungestört sind ;-) ) Filme ansehen können, habe ich zusätzlich in der Kabine einen 15"-Zweitmonitor angebracht.



Mittlerweile wurde zwecks Verbesserung der Bedienbarkeit ein zusätzlicher wasserdichter Ziffernblock unterhalb des Monitors angebracht
Eine reine Touchscreen-Bedienung hat sich während schneller Gleitfahrt als nicht praktikabel erwiesen. Auch Briefmarken große Schaltflächen sind durch die Erschütterungen kaum sicher bedienbar.
Für den zusätzlichen Ziffernblock habe ich die Windows-Tastaturbelegung so umprogrammiert, dass die wichtigsten Hotkeys des Naviprogramms (TTQV) einzelnen Ziffern bzw. Tasten dieser Tastatur zugeordnet sind.
Touchscreen und Ziffernblock So ist der Touchscreen und der Ziffernblock zur Schnellbedienung der Navigationssoftware angebracht.

Und hier die umgebogene Tastenbelegung (für TTQV):
"*"    Die aktuelle Position wird als WP gespeichert  (MOB-Taste) 
"7"    Startet/beendet den Aufzeichnungsmodus
"8"    Verschiebt den Kartenausschnitt so, daß die aktuelle Position genau in der Bildmitte liegt
"9"    XPlorer starten
"-"    Ansicht verkleinern
"4"    Verkleinert auf die ganze Karte
"5"    Maximale Größe (Umschaltung)
"0"+"6" Nachtbildschirm umschalten
"+"    vergrößern
"1"    Stellt den 1:1 Zoom wieder her
"2"    Schnelles Größer-Zoomen
"3"    Schnelles Kleiner-Zoomen
"0"    Strg Taste   
","    Alt Taste   
"0"+"+"    Öffnet die nächst bessere Karte zur aktuellen Position
"0"+"-"    Öffnet die nächst schlechtere Karte zur aktuellen Position
","+"+"    Öffnet die beste Karte zur aktuellen Position
","+"-"     Öffnet die gröbste Karte zur aktuellen Position
"Calc."    Hardcopy Bildschirminhalt in Zwischenablage

Fazit:
Mit Ausnahme eines einzigen Bluescreens bei der Fahrt nach Venedig, hat der PC immer zuverläßig und ohne Ausfall funktioniert. Selbst die Wasserschlacht auf dem Rückweg von Kroatien hat er schadlos überstanden, wenn auch mit einer Salzkruste auf dem Deckel. Wenn man bedenkt, daß sämtliche PC-Komponenten deutlich weniger als 1000 Euro gekostet haben aber die Funktionalität eines teureren Kartenplotters in den Schatten stellen, so ist die schlechtere Ablesbarkeit des Displays zu verschmerzen. Wenn man bereit ist mehr für das Display auszugeben, dann ist hier sicherlich auch noch eine Verbesserungsmöglichkeit gegeben.
Dass ich selbstverständlich trotz PC aktuelle Papierseekarten, einen Kompass und auch noch ein Reserve GPS an Board habe,  möchte ich nicht unerwähnt lassen.

(c) Erich Freibert, Mai 2008

Hinweis:
Sämtliche Warenzeichen, Markennamen, Trademarks etc. sind Eigentum der jeweiligen Firmen auch wenn dieses nicht ausdrücklich kenntlich gemacht ist und der Trademarks-Eigener nicht namentlich genannt wird und werden selbstverständlich anerkannt!

Das hier gezeigte ist nur eine Beschreibung von mir vorgenommer Um- bzw. Einbauten. Es ist keine Aufforderung dies ebenfalls zu tun und ist auch keine entsprechende vollständige Bauanleitung. Fehler und Irrtum ist vorbehalten. Auch die rechtliche Zuläßigkeit wird von mir nicht garantiert.

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